Immer wieder begegnet mir im Rahmen meiner Tätigkeit als Agile Coach die Frage: „Sind wir wirklich ein Team oder nur eine Ansammlung von Personen, die zufällig an einem Produkt arbeiten?“. Jetzt könnte man denken, die Frage als solches sei erst mal gut. Immerhin zeigt sie, dass man reflektiert und sich damit auseinandersetzt. Das Spannende ist, dass diese Frage häufig erst nach langer Zeit aufkommt, obwohl die Situation dies schon viel früher erfordert hätte.

Was ist Grundvoraussetzung, um als Team zusammenzuwachsen?

Aus meiner Sicht ist die Grundvoraussetzung, dass wir einen Sinn darin sehen als Team zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln oder gemeinsam als die Spezialisten für ein Thema Mehrwert für unsere Kunden zu stiften. Auch der persönliche Nutzen ist wichtig, denn nur wenn jeder auch einen individuellen Mehrwert für sich in der Teammitgliedschaft sieht, werden wir mit eigener Überzeugung den Teamgedanken leben. Wichtig ist dabei auch, gemeinsam eine Arbeitsweise zu finden, die uns am besten und ohne ein starres Korsett dabei hilft, diesen Purpose zu erfüllen.

Woran erkennen wir, dass wir ein Team sind?

Hier ein paar Fragestellungen, die dabei helfen können:

  • Helfen und unterstützen wir uns gegenseitig?
  • Sind wir transparent, offen, ehrlich und direkt miteinander und haben keine Angst auch kritische Dinge anzusprechen?
  • Geben wir uns regelmäßig Feedback?
  • Arbeiten wir an einem gemeinsamen Ziel?
  • Haben wir ein gemeinsames Verständnis für unsere Arbeitsweise?
  • Schauen wir uns regelmäßig an, was uns hilft und was uns hindert, unsere Ziele zu erreichen?
  • Übernehmen wir Verantwortung für das gemeinsame Miteinander, definieren wir unsere eigenen Regeln und leben danach?
  • Teilen wir Dinge miteinander, die ggf. sogar über das Geschäftliche hinausgehen?
  • Haben wir Spaß miteinander bei dem was wir tun, um unsere Ziele zu erreichen?
  • Übernehmen unterschiedliche Personen die Rolle des „Kümmerers“?
  • Achten wir auf unsere individuellen Werte und Erwartungen aneinander und passen aufeinander auf?

All das sind nach meiner Erfahrung Kriterien, an denen man feststellen kann, ob wir tatsächlich ein Team sind. Das Stellen der Fragen als Team schafft die Transparenz und den Raum zur Reflektion, um herauszufinden, wie wir miteinander umgehen wollen. Es geht um das gemeinsame Verständnis.

 So schaffen wir das gemeinsame Verständnis

Eine solche Reflektion muss gut vorbereitet sein, damit sich alle Teammitglieder sicher fühlen und ihre ehrlichen Meinungen und Bedürfnisse aussprechen. Ein hilfreiches Instrument sind Skalenfragen. So kann ich in mein Team hineinfragen, wie wichtig diese Kriterien im Einzelnen für jeden sind und wie sehr wir sie bereits leben (Skala: 1-10). Damit erhalten wir einen Startpunkt zur Reflektion und für den Prozess der Veränderung. Wichtig ist, dass sich jeder beteiligt und wir gemeinsam herausfinden, was die jeweilige Einschätzung bedeutet.

Beispiel:

Team Verbesserung Führung

Im Anschluss können wir dann überlegen, welche Veränderungen wir als Team vornehmen wollen, um in den Zustand zu kommen, den wir gerne hätten.

Welche Rahmenbedingungen sind nötig?

Die wichtigste Rahmenbedingung ist die Unterstützung der Organisation, in der man existiert. Diese muss den generellen Rahmen setzen und festlegen was erlaubt ist und was nicht. Dabei muss der Rahmen so gesteckt sein, dass das Team im Einklang mit den Zielen der Organisation die Möglichkeit hat, das eigene Miteinander zu verändern. Das schließt ein, dass alle Beteiligten den Veränderungsprozess ernst nehmen und anerkennen, dass es sich um einen Prozess handelt, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen sein wird. Leider gibt es Manager, die das anders sehen. Oft wird dann angeführt, wir hätten für solche Prozesse keine Zeit, es dauere zu lange oder zu viele Menschen seien daran beteiligt. Meist haben diese Befürchtungen aber keine sachliche Begründung und führen ihrerseits dazu, dass die Leistung des Teams hinter den Möglichkeiten zurück bleibt. Bei komplexer Arbeit gilt klar der Grundsatz: Effektivität kommt vor Effizienz. Das Richtige zu tun bedeutet in diesem Fall mit den Menschen in der Zeit zum Ergebnis zu kommen, die es braucht, um nachhaltige Verbesserungen anzustoßen. Im nächsten Schritt können wir dann schauen, wie wir die Effizienz erhöhen und schneller zum Ziel kommen.

Fazit

Wir müssen als Team reflektieren, was uns den Sinn für die gemeinsame Arbeit gibt und was wir brauchen, um bestmöglich an unser Ziel zu kommen. Nur durch die gemeinsame und kritische Reflektion werden wir zu einem Team zusammenwachsen und keine Ansammlung von Personen bleiben, die zufällig am selben Thema arbeitet. Gelingt uns dies, werden wir den Unterschied spüren, was es bedeutet ein Team zu sein. Wir werden engagiert und motiviert arbeiten, füreinander da sein und Spaß bei der Erreichung der gemeinsamen Ziele haben. Wir werden dabei eine Haltung einnehmen, die auch nach außen sichtbar wird und die Wahrnehmung unserer Stakeholder auf uns als Team verändert.

Bei Fragen und Gedanken zum Beitrag, sprich mich gerne an!