In meiner Arbeit als Agile Coach begegnet mir immer wieder die Frage:
„Sind wir wirklich ein Team – oder nur eine Gruppe von Menschen, die zufällig am selben Produkt arbeiten?“

Eine wichtige und reflektierte Frage – doch oft wird sie erst gestellt, wenn Spannungen oder Ineffizienz längst spürbar sind. Dabei lohnt sich diese Auseinandersetzung frühzeitig, um echtes Teamgefühl zu entwickeln.

Woran erkennen wir, dass wir ein echtes Team sind?
Einige zentrale Fragen zur Selbstreflexion:

  • Unterstützen wir uns gegenseitig – auch über Zuständigkeiten hinaus?
  • Sprechen wir offen, ehrlich und direkt – auch über kritische Themen?
  • Geben wir uns regelmäßig Feedback – und nehmen es an?
  • Verfolgen wir ein gemeinsames Ziel – oder arbeiten alle nebeneinander her?
  • Haben wir ein gemeinsames Verständnis über unsere Arbeitsweise?
  • Reflektieren wir regelmäßig, was uns hilft – und was uns hindert?
  • Übernehmen wir Verantwortung für unser Miteinander – und leben unsere selbst gesetzten Regeln?
  • Teilen wir auch Persönliches – jenseits der reinen Sachthemen?
  • Erleben wir Freude an der Zusammenarbeit – trotz oder gerade wegen der Herausforderungen?
  • Übernehmen wechselnde Personen Verantwortung für soziale Aspekte („Kümmerer-Rollen“)?
  • Kennen und achten wir die Werte und Erwartungen der anderen – und passen aufeinander auf?

Diese Fragen schaffen Bewusstsein. Und sie sind ein Ausgangspunkt für echte Teamentwicklung – weg vom reinen Arbeitsmodus, hin zum gemeinsamen Gestalten.

Wie kommen wir ins Gespräch?
Damit Reflexion gelingt, braucht es einen sicheren Raum.
Skalenfragen können hier hilfreich sein:
Beispiel: „Wie wichtig ist dir gegenseitige Unterstützung im Team?“ – und: „Wie sehr erleben wir sie aktuell?“ (Skala von 1 bis 10)

So entsteht ein konkreter Einstieg in den Dialog:

  • Wo sehen wir Lücken?
  • Was bedeutet das für jede:n Einzelne:n?
  • Was wollen wir gemeinsam verändern?

Weiteres Beispiel:

Team Verbesserung Führung

Was braucht es, um als Team zusammenzuwachsen?
Der entscheidende Ausgangspunkt ist:
Wir müssen einen Sinn darin sehen, als Team zu agieren.

Dieser Sinn – oder „Purpose“ – besteht nicht nur im Bauen eines Produkts.
Er entsteht aus dem Bewusstsein, gemeinsam zu etwas Größerem beizutragen: dem Erfolg unserer Kund:innen, der Weiterentwicklung der Organisation, dem Voranbringen eines Themas, das uns wichtig ist. Auch der persönliche Nutzen zählt: Nur wenn jede:r für sich erkennt, warum es sich lohnt, Teil dieses Teams zu sein, entsteht echte Identifikation. Dann engagieren wir uns nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Gleichzeitig braucht es eine Arbeitsweise, die zu uns passt – nicht als starres Framework, sondern als gemeinsame Vereinbarung: Wie wollen wir zusammenarbeiten, um unseren Beitrag bestmöglich zu leisten?

Welche Rahmenbedingungen braucht es?
Die wichtigste Grundlage liegt in der Organisation – und in ihrer Haltung.

Wirkliche Unterstützung bedeutet:

  • Teams nicht nur zuzulassen, sondern sie aktiv zu fördern,
  • über Abteilungsgrenzen und individuelle Zielsysteme hinwegzusehen,
  • und gemeinsame Verantwortung über Bereichsinteressen zu stellen.

Das Management spielt dabei eine Schlüsselrolle:
Es geht nicht darum, Kontrolle abzugeben – sondern Verantwortung zu teilen. Wer Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hinweg ermöglicht, schafft die Basis für wirksame, crossfunktionale Teams.

Denn gerade bei komplexer Arbeit gilt:

  • Effektivität vor Effizienz.

Zuerst das Richtige tun – gemeinsam, sinnvoll, mit Klarheit über den Beitrag jedes Einzelnen. Dann können wir Effizienz auf gesunde Weise steigern.

Fazit: Was ein echtes Team ausmacht
Teams entstehen nicht durch gemeinsame Kalendertermine oder geteilte Tools – sie entstehen durch einen gemeinsamen Sinn, durch Vertrauen und gelebte Verantwortung füreinander.

Der Purpose eines Teams geht dabei oft über das Produkt hinaus:
Es geht darum, gemeinsam einen echten Beitrag zu leisten – für Kund:innen, für die Organisation, für ein Ziel, das größer ist als jeder Einzelne. Je klarer uns dieser gemeinsame Zweck ist, desto stärker wird unser Teamgeist. Wir erleben Verbindung, übernehmen Verantwortung füreinander – und wachsen über das rein Funktionale hinaus. Dafür braucht es nicht nur Reflexion im Team, sondern auch eine Organisation, die das möglich macht:
Management, das Silos abbaut, über Bereichsgrenzen hinweg denkt und echte Zusammenarbeit fördert.

Wenn uns das gelingt, entsteht der Unterschied, den man spürt:

  • Mehr Engagement,
  • mehr Freude,
  • bessere Ergebnisse –
  • und ein sichtbarer Teamspirit, der auch nach außen wirkt.

Lasst uns Räume schaffen, in denen echte Teams entstehen – und die Wirkung entfalten können, für die sie gemacht sind.